Wenn Redakteure spielen

Mit grünen Klebepunkten markieren die Redakteurinnen und Redakteure, welche Artikel ihrer Meinung nach die meistgelesenen auf jeder Seite sein werden.

Welche Artikel lesen die Abonnenten einer Tageszeitung, und wie intensiv lesen sie?  Diese Fragen versucht ein Forschungsprojekt zu beantworten, das seit nunmehr fast anderthalb Jahren bei einer großen Regionalzeitung läuft. Ich begleite dieses Projekt, schule die teilnehmenden Leser und helfe den Redaktionen, die Messwerte zu interpretieren und die Erkenntnisse in ihrer Arbeit umzusetzen.

Begleitet wird das mit einer kleinen “Lotterie”, die ich für die Redaktionen entwickelte: Die Kolleginnen und Kollegen hängen Ausdrucke ihrer Lokalseiten an einer Wand auf, und zum Feierabend markieren sie mit grünen Klebepunkten, welche Artikel ihrer Meinung nach die meistgelesenen auf jeder Seite sein werden. Ihre Vorhersage vergleichen sie dann mit den Messergebnissen.

Was zunächst aussieht wie ein Glücksspiel, wird von den Redaktionen sehr ernst genommen. Sie lernen dabei, sich bei der Beurteilung und Auswahl ihrer Themen und Geschichten in die Leser hineinzuversetzen. Vor anderthalb Wochen startete eine neue Etappe des Projekts in einer weiteren Lokalausgabe der Zeitung. Schon nach den ersten Tagen zeigt die Redaktion dort ein gutes Gespür für ihre Leser. Sie nutzt die Messwerte in ihrer täglichen Arbeit und für die mittel- und langfristige Planung, bei der ich sie berate.

Ein Teil der Erkenntnisse fließt auch in meine Seminare und Beratungsangebote für andere Verlage ein.



2 Kommentare zu „Wenn Redakteure spielen“

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