Her mit dem Schnee von gestern!
Jedes Jahr das Gleiche: Es schneit lange und viel, der Winterdienst versagt wieder mal, und wir Journalisten fragen uns: Lohnt es sich noch, darüber zu berichten?
Ja, es lohnt sich. Nicht nur aus dem Gefühl heraus, sondern auch aus der aktuellen Leserforschung wissen wir, dass Zeitungsleser Berichte über Wetterereignisse in ihrer Region sehr intensiv lesen. Das ist auch dann der Fall, wenn diese Ereignisse regelmäßig wiederkehren.
Natürlich schneit es im Winter, natürlich gibt es Blitzeis, natürlich geschehen kleinere und größere Unfälle. Wir könnten das alles mit einer kurzen Notiz zusammenfassen: “Auch gestern war Winter.” Nur würden wir damit unsere Leser schnell an andere Medien verlieren, die ausführlich schreiben und zeigen, was gestern los war.
Also setzen wir uns hin und dokumentieren akribisch möglichst viele Ereignisse, die uns bekannt sind: gesperrte Straßen, querstehende Lkw, gestürzte Fußgänger. Natürlich werden wir nicht von jedem einzelnen Vorfall erfahren, und wir müssen nicht jeden Blechschaden erwähnen. Aber wir sollten uns nicht von vornherein Grenzen setzen.
Damit meine ich vor allem die Präsentation, also die Gestaltung und Platzierung unseres Artikels. Wer für den Schnee von gestern nicht mehr übrig hat als eine kleine Nachricht, der macht einen großen Fehler, denn er enttäuscht die Leser von heute und sorgt so vielleicht dafür, dass sie morgen schon keine mehr sind.
In meinen Seminaren gehe ich ausführlich darauf ein, wie Redaktionen erfolgreich Themen identifizieren können, die möglichst viele Leser ansprechen. Der Schnee von gestern gehört auch dazu.
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Von der Idee zum Text
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