Von der Idee zum Text

Wir haben ein Thema vage vor Augen, wissen noch nicht genau, wie wir es ins Blatt bringen werden, und  warten ab, wer und was uns da bei der Recherche oder beim Pressetermin begegnet. Das mag uns vielleicht recht spannend vorkommen. Für unseren Artikel ist es aber ein völlig planloser Anfang, der dann auch zwangsläufig zu einem planlosen Ende führt und zu einem Text, den die Leser nicht lange lesen werden, weil sie keine Idee darin erkennen.

Deshalb ist es ganz wichtig, dass jeder Text in der Zeitung eine Idee hat, der alles folgen muss. Denn wenn wir von Anfang an wissen, was am Ende in unserer Zeitung stehen soll, werden wir auch zielgerichtet darauf hinarbeiten können.

Hilfreich ist es, wenn wir bereits bei der Planung des Themas eine kleine Checkliste durchgehen und uns darüber Gedanken machen,  in welcher Darstellungsform wir es präsentieren wollen:

1. Reportage
Können wir selbst am Ort des Geschehens sein und dann eine lebendige Geschichte erzählen, die auf mehreren Ebenen spielt und gleichwohl einen roten Faden hat?

2. Porträt
Gibt es eine Hauptperson oder eine Gruppe von Personen, die wir so interessant darstellen können, dass das Thema an ihr erzählt werden kann?

3. Strukturierter Bericht / Analyse
Kann das Thema für den Leser nachvollziehbar gegliedert werden? Eignet es sich vielleicht für eine didaktische Aufbereitung, also als Frage-Antwort-Text?

4. Interview
Kann jemand besonders interessant und sachkundig zum Thema Auskunft geben? Gibt es vielleicht einen Protagonisten, der allein dadurch die Leser fesselt, dass wir mit ihm sprechen?

5. Nachricht oder Bericht

Diese Checkliste beginnt mit der Reportage, weil das die von den Lesern am intensivsten wahrgenommene Darstellungsform ist. Natürlich veröffentlichen wir nicht nur Reportagen. Dafür haben wir einerseits nicht die Ressourcen, andererseits lebt die Zeitung natürlich von der Vielfalt der Genres.

Die Liste endet mit der Nachricht bzw. dem Bericht. Das soll nicht heißen, dass wir diese Darstellungsformen zuallerletzt  verwenden sollten. Wäre unsere Zeitung eine Bäckerei, dann wären sie die Brötchen und das Brot, deretwegen die Kunden am häufigsten zu uns kommen. Die Reportage ist die Torte, die sie am liebsten essen. Mit der Nachricht bieten wir Nahrung, mit der Reportage Genuss. Beides wollen die Leser nicht missen.

Ein Thema sollte sich deshalb also mindestens in eine Nachricht oder einen Bericht fassen lassen. Ist das nicht möglich, sollten wir darüber nachdenken, ob es sich überhaupt fürs Blatt eignet.

In meinen Seminaren gehe ich ausführlich darauf ein, wie Redaktionen mit dieser Methode erfolgreich arbeiten können. Wie Themen identifiziert werden können, die möglichst viele Leser ansprechen, erarbeite ich mit den Teilnehmern des Seminars “Grüne Welle im Lokalteil”.

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