Zeitungspraxis

Neulich hatte ich die Gelegenheit, diese Titelseite der BILD im Zeitungsladen zu entdecken und zu fotografieren. Das Foto zeigte ich dann bei Facebook mit der Bemerkung: “Genial! Fünf Signalwörter in einem Titel”

Die meisten Betrachter werden geschmunzelt haben und dachten sicherlich, ich mache mich über die Schlagzeile lustig. Keineswegs, denn sie enthält tatsächlich gleich fünf der Elemente, mit denen wir viel offensiver arbeiten sollten: Signalwörter. Genau genommen sind es ein Kompositum und drei einzelne Wörter: DDR-Kreuzworträtselmord, Geliebte, Killer und Knast.

Ich beurteile hier nicht, inwiefern diese Wörter stilistisch und inhaltlich korrekt verwendet werden, denn hier geht es nur um die Methode, nicht um die Umsetzung.

Was sind Signalwörter?

Signalwörter sind Wörter, die einen besonderen Leseanreiz auslösen können. Es sind Wörter, von denen wir wissen, dass Sie das Interesse der Leser wecken, ohne näher erklärt werden zu müssen. In einer Readerscan-Untersuchung bei der Sächsischen Zeitung (Dresden) im Jahr 2009 waren das beispielsweise Begriffe wie Stasi, DDR oder Waldschlößchenbrücke, aber auch Namen wie Köhler (ehem. Oberbürgermeister von Riesa), Paulick (ehem. Oberbürgermeister von Görlitz) oder Zumwinkel (ehem. Postchef).

Welche Wörter Signalwörter sind, hängt natürlich auch von der aktuellen Situation und den regionalen Gegebenheiten ab. So gab es in Dresden eine zeitlich begrenzte, aber mit hoher Lesequote verfolgte Protestaktion auf dem Postplatz: das Protestklo. Postplatz und Protestklo waren in dieser Zeit Signalwörter. Und sicherlich ist es zumindest der Postplatz als zentraler und vielbesuchter Ort auch jetzt noch.

Wenn wir einmal einen möglichst konkreten Begriff als Signalwort für ein Thema ausgemacht haben, dann sollten wir ihn auch in allen Artikeln zu diesem Thema in der Überschrift, wenigstens aber im Vorspann, der Unterzeile oder der Dachzeile verwenden.

In meinem Seminar Grüne Welle im Lokalteil gehen ich ausführlich auf dieses Thema ein.