Rattenschützen
Warum treffen braune Rattenfänger in Ostdeutschland so oft ins Schwarze?
Nein, ich möchte hier keine politische Diskussion eröffnen, sondern muss mal wieder übers journalistische Handwerk schreiben. Sprachbilder (Metaphern) und Gleichnisse sollten wir wann immer möglich vermeiden, denn sie sind nicht nur abgegriffen, sondern werden in den meisten Fällen auch falsch angewandt. Das zeigt auch der hier zitierte Satz, den ich gestern Morgen im Autoradio hörte, das wie jeden Morgen auf einen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender eingestellt war.
Falsch ist das Bild zunächst, weil Rattenfänger nicht auf Ratten, Mäuse oder Kinder schießen, sondern diese fangen oder in eine Falle oder den sicheren Tod locken. Wenn Rattenfänger aber nicht schießen, dann können sie auch nicht treffen – schon gar nicht ins Schwarze. Sonst wären sie Rattenschützen.
Bedenklicher aber ist, dass diese Metapher alle Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – der Demagogie von Neonazis aufgeschlossen gegenüberstehen, Ratten gleichsetzt. Glaubt wirklich jemand daran, dass ich die so Diffamierten den Argumenten derer öffnen, die sie diffamieren?
Ist das jetzt nicht ein bisschen pedantisch? Solche Metaphern begegnen uns doch tagtäglich. Sie gehören einfach dazu, finde ich.
Du hast mal wieder die Nadel in der Schnee-Mauer von gestern getroffen!
Ja, denn was da in der Ferne brennt, ist nur die Spitze des Eisbergs