Der kronste aller Prinzen
Wir Journalisten lieben es, unser Wissen sprachgewandt zu präsentieren. Und um den Reichtum unserer Sprache hervorzuheben, bedienen wie uns gern verschiedener Bilder. Dumm ist nur, dass unsere Bilder oft schief hängen, sprich: falsch sind.
Markus Söder, der stärkste aller CSU-Kronprinzen …
… hörte ich neulich in einem TV-Bericht. Markus Söder ist ein Politiker aus und in Bayern. Bayern, das wissen nicht nur Journalisten, ist ein Freistaat, also eine Republik. Da es Kronprinzen nur in Monarchien gibt …
Ja, ich weiß: Der “Kronprinz” war hier nur bildlich gemeint, um die These zu transportieren, Söder sei der aussichtsreichste Anwärter auf die Nachfolge von Horst Seehofer. Und doch passt das Bild nicht, denn ein Kronprinz ist in Monarchien mit Primogenitur der Prinz, der von seinem Vater, dem König, den Thron erben wird. Es kann also je König (oder Königin) immer nur einen Kronprinzen (oder eine Kronprinzessin) geben.
Warum hätte der Fernsehjournalist nicht einfach sagen können: “Markus Söder, der aussichtsreichste Anwärter auf die Nachfolge von Horst Seehofer …” ? Klar: weil das zu lang gewesen wäre. Also doch lieber den Kronprinzen durch den Äther jagen?
Auf keinen Fall! In dem Beitrag ging es nämlich gar nicht um die Nachfolge Seehofers, sondern um die Finanzkrise. Das verwendete Bild war also nicht nur schief, sondern auch noch völlig überflüssig.
Das sind übrigens die meisten Bilder, die wir Journalisten verwenden, um besonders klug zu wirken.
Das schlägt dem Fass doch glatt die Krone aus dem Gesicht!
Da gibt es noch viele andere Beispiele.