Gemüse sind gesund
Ganz ehrlich: Würden wir so reden oder gar schreiben? Würden wir sagen: “Obst schmecken gut.” oder “Der Bundestag haben ein Gesetz verabschiedet.”?
Natürlich würden wir das nicht tun, denn es klingt nicht nur komisch und sieht geschrieben seltsam aus. Es ist auch falsch, und wären wir noch Schüler und schrieben so in Diktaten oder Aufsätzen, dann gäbe es zu Recht Punktabzug.
Die Regel, an die wir uns in diesen Fällen zu halten haben, ist ganz einfach: Im deutschen Satz folgt das finite Verb im Prädikat in Person und Zahl dem Subjekt. Ist dieses Subjekt ein Substantiv, gilt: Entscheidend ist das Wort, nicht dessen Inhalt.
Anders gesagt: Obwohl Obst und Gemüse jeweils Sammelbegriffe sind, die mehrere Pflanzen und Früchte beinhalten, sind es Einzahl-Wörter. Folglich steht das Verb nach ihnen im Singular. Das gilt auch für den Bundestag, dem bekanntlich mehrere Abgeordnete angehören.
So weit, so gut.
Warum aber dulden wir grammatikalische Verfehlungen wie “Silbermond treten auf”, “Tokio Hotel kehren zurück” oder “Kraftklub gehen auf Tournee”?
Dass solche Verfehlungen mittlerweile in vielen Artikeln auch außerhalb des Popzeitschriften-Universums anzutreffen sind, hat wohl vor allem einen Grund: Wir sind zu bequem, mit jenen Zeitgenossen zu streiten, die der Meinung sind, dass die Regeln der deutschen Grammatik außer Kraft gesetzt werden dürfen, wenn es um Musik geht – vor allem um moderne.
Das dürfen wir aber nicht dulden. Wer als Redakteur Sprachgefühl besitzt und die Regeln beherrscht, sollte jedem Musikautor den falsch verwendeten Plural aus den Texten redigieren.