Eine nutzlose Debatte

Die Skiunfälle von Michael Schumacher und Angela Merkel haben eine Debatte entfacht, die zeigt, wie weit wir manchmal von unseren Lesern entfernt sind. Ich meine die Debatte darüber, welche Nachricht es wert ist, Eilmeldung genannt zu werden. Sie wird vor allem von Journalisten und von Leuten geführt, denen eine gewisse Kompetenz in Medienthemen zugeschrieben wird oder die sie sich selbst zuschreiben. Natürlich sind Diskussionen über fachspezifische Themen wichtig, und sie können eine Branche voranbringen. In diesem Fall zweifle ich aber daran, dass die Debatte irgendeinen Nutzen hat.

Den meisten Leuten ist es egal, ob wir ihnen etwas als besonders eilig, wichtig, skandalös oder wie auch immer präsentieren. Sie entscheiden selbst, wofür sie sich interessieren und was sie lesen. Das zeigen mir nicht nur unsere Messungen im Rahmen des Projekts Lesewert, sondern auch meine Gespräche mit vielen Zeitungslesern und -nichtlesern.

Ein solches Gespräch findet jeden Montag statt – und zwar mit 30 Studenten die mein Journalismus-Seminar am Institut für Kommunikationswissenschaft der  TU Dresden besuchen. Am Anfang unserer Treffen frage ich die Studenten immer, welche besonders wichtigen Ereignisse ihnen in den letzten Tagen aufgefallen sind. In der jüngsten Veranstaltung nannten sie nur zwei Themen: Schumachers Skiunfall und Merkels Skiunfall, wobei die Nachrichten von letzterem erst wenige Stunden alt waren.

Ich fragte die Studenten auch, mit welchem Hinweis viele der Nachrichten über beide Unfälle vor allem im Internet verbreitet wurden – keine Antwort. Also gab ich ihnen noch den Tipp, dass mit diesem Hinweis angezeigt wird, dass die Redaktion eine Nachricht für besonders dringend oder eilig hält – immer noch keine Antwort. 

Schließlich schrieb ich die Begriffe Eilmeldung und Breaking News an die Tafel. Ja, sagten die Studenten, diese Begriffe haben sie schon mal gesehen. Dass sie aber auch bei Nachrichten über die beiden Skiunfälle standen, daran konnten sie sich nicht erinnern.

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