Brauchen Journalisten Social Media?
In unserer Redaktion ist niemand bei Facebook oder so, und darauf sind wir stolz.
Als ich bei einem meiner vielen Trainings in Lokalredaktionen danach fragte, ob die Kollegen denn soziale Netze wie Facebook und Twitter für ihre Arbeit nutzen, bekam ich diese Antwort. Besonders ihr zweiter Teil stimmte mich nachdenklich: “… und darauf sind wir stolz.”
Dieser Stolz offenbart ein Misstrauen, wenn nicht gar eine Abneigung der Kolleginnen und Kollegen gegenüber den sozialen Netzen. Sind sie deshalb altmodisch, konservativ, renitent – kurz gesagt: von gestern?
Nein, das sind sie nicht. Im Gegenteil: Die meisten Journalisten, die ich kenne, sind trotz der vielen Veränderungen, die sie in den vergangenen 20 Jahren mitmachen mussten, Journalisten aus Leidenschaft geblieben. In den Redaktionen – auch in der eingangs zitierten – denken sie täglich neu darüber nach, wie sie ihren Lesern beste Qualität bieten können.
Dieses Streben nach journalistischer Qualität scheint auf den ersten Blick einer Teilnahme am sozialen Netzleben entgegenzustehen. Und oft ist es ja auch so, denn vieles, was heute in Blogs, auf Facebook, Twitter und Co. veröffentlicht wird, hat mit Journalismus nichts zu tun.
Gleichwohl möchte ich alle Kolleginnen und Kollegen, die heute noch skeptisch sind, ermutigen, sich dieser Welt nicht zu verschließen. Hier im Blog wird es deshalb künftig auch Tipps zur Nutzung sozialer Netze geben – gern auch auf die Gefahr hin, dass die Insider der Bloggerszene darüber lächeln.
Schade, ich dachte wirklich, dass die Journalisten gerade bei solchen Dingen offener sind. Zumal man ja viel mehr Menschen erreichen kann und viele Geschichten sehen und miterleben kann. Oder aber man kann plötzlich die Freunde auf der ganzen Welt sehen. Ich habe in Moskau studiert und finde jetzt Studienkollegen wieder, von denen ich dachte, ich sehe sie nie wieder. Die Welt rückt näher. Privat ist es auch schön. Wenn die Kinder irgendwo in der Welt unterwegs sind, kann ich sie sehen und mit ihnen sprechen. Als ich in Moskau studiert habe, musste ich sechs bis acht Wochen auf die Antwort eines Briefes warten. Wollte ich telefonieren, musste ich ins Zentrum fahren, dort ein Gespräch anmelden, zwei Stunden warten. Dann musste man vorher sagen, wie viele Minuten man reden wollte. War die Zeit vorbei, brach das Gespräch ab, egal ob man noch etwas Wichtiges zu sagen hatte. Auch für die Firma finde ich es gut. Man kann sich sehr gut und auch persönlich präsentieren. Kann von seinen täglichen Erlebnissen berichten. Ich habe nur keinen Blog, weil ich nicht weiß, wie das geht. Aber bei facebook bin ich: Praxis für Lerntraining.
Ja, das ist wirklich schade. Ich glaube, es liegt daran, dass Journalisten sich privat zum und im Internet kaum anders verhalten als andere Menschen. Und beruflich gibt es ja für die meisten Printkollegen keinen Leidensdruck, online zu sein.